Rückblick auf die Gemeindefahrt 2017

 

Ziel der alljährlichen Gemeindefahrt mit Gernot und Robert waren in diesem Jahr die Marken - wo Italien am typischsten ist.
Neben dem nicht mehr wegzudenkenden Reisetagebuch in Versform von Ingrid Hecker gibt es wieder einen sehr ausführlichen - und trotzdem kurzweiligen - Reisebericht von Herrn Dr. Suerbaum. Den Reisebericht finden Sie  

das Reisetagebuch folgt hier:

Gemeindefahrt 2017  -  26. Februar bis 5. März 2017

Die Marken

Sonntag, 26.02.2017

Wilfried erteilt den Reisesegen
für alle, die da sind zugegen.
Irmgard will mich gleich verpflichten,
auch diesen Ausflug zu bedichten.
Das Ziel der Reise sind die Marken.
Robert kommt mit neuem Bus
(für den alten ist bald Schluß).

Wir starten sonntags, denn da sei
die Autobahn wahrscheinlich frei.
Doch die ist voller Blechkolonnen;
um aller Nerven zu verschonen,
verlassen wir die Drängelei,
fahr’n am Tegernsee vorbei,
später auch am Achensee;
in der Gegend liegt noch Schnee.

Die Landschaft schickt uns ihre Grüße:
Seen, Berge, Burgen, Flüsse.
Dann erscheint der Gardasee,
wir sind im Süden angekommen,
das zeigt die Vegetation.

Von der Stimmung eingenommen,
machen wir erst mal Station.
Das Hotel ist ein Genuß.
Robert fährt den Bus zum Parken.

 

Rosenmontag, 27.02.2017

Es geht am Gardasee entlang
durch Dörfer, eins heißt Malcesine.
Da steht noch eine Burgruine,
von der hat Goethe einst eine Zeichnung gemacht.
Das stellte ihn unter den üblen Verdacht,
er sei ein Spion in geheimer Mission.

Es gab Argumente und einigen Zank:
„Meine Herrn, ein Spion mit Routine malt eine Ruine?
Na, hören Sie mal, wer glaubt das schon?“
Doch Goethe ist erst freigekommen,
als jemand für ihn Bürgschaft übernommen.
Immerhin dann, dem Himmel sei Dank.

Bologna, la dotta oder la grassa,
die Gelehrte oder die Fette.
Es stellt sich die Frage, wie man’s gern hätte,
wenn einem nur gut zwei Stunden bleiben.

Gernot, der lehrende Tausendsassa,
schafft es, daß wir beides betreiben.
Er zeigt uns Sankt Stefano, einen Kirchenbau,
der alte Stile in sich vereint:
Antike, Byzanz, lombardische Zeit,
Mittelalter – wenn man es böse meint,
ist es ein Architekturverhau;
das so zu seh’n, geht natürlich zu weit.

Dann genießen wir Bologna, die Fette:
Mortadella, Schinken und Wurst vom Mette,
alles geschnitten in hauchdünne Scheiben,
dazu Wein, Fruchtsaft und frisches Wasser
lassen genüsslich sich einverleiben.

Gerade so schaffen wir’s in den Bus hinauf,
Robert steuert der Reise weiter’n Verlauf,
in Senigalli wachen wir wieder auf.

 

Dienstag, 28.02.2017

In Ancona scheint der Himmel verdreht,
wenn es um dessen vier Richtungen geht.
Die Stadt ist gebaut auf steilem Gelände.

San Ciriaco, das hoch auf dem Berge steht,
gewährt Aussicht auf das Tor zum Osten.
So nennt man den Hafen mit Trajansbogen.
Von hier fahren Schiffe nach Griechenland. 

Die Altstadt, mit Bomben überzogen,
wurde im Krieg fast gänzlich vernichtet
und bisher nicht wieder neu errichtet.

Vom Amphitheater erkennt man noch Reste,
auch ein Mosaik, in schwarz-weiß gehalten.
Das heißt, es entstand vor der Zeitenwende,
danach änderte sich der technische Stand,
man begann, Mosaiken bunt zu gestalten.

In der Stadt kann man Meeresfrüchte kosten,
ein Genuß sogar für verwöhnte Gäste.

In Jesi kam Friedrich der Zweite zur Welt,
politisch erwünscht und wie bestellt.
Das hatte die altbekannten Gründe:
es ging um Herrschaft, Macht und um Pfründe.

Der Ordensgründer Bernhard von Clairvaux
richtete Chiaravalle in Castagnola ein,
seiner Zeit gemäß in romanischem Stil.
All seine Klöster baute er so,
sie sollten überall einheitlich sein,
daran lag ihm offenbar viel.


Aschermittwoch, 01.03.2017

Eine Hochburg der Frührenaissance ist Urbino
mit dem Palazzo Ducale des Federico
de Montefeltro, der einst avancierte
vom Comes zum Dux und das dokumentierte
baulich an Tür- und Fensterrahmen
und Stellen, die sonst noch in Frage kamen.

Bei Furlo gab’s Picknick zur Mittagspause
mit Gisas Eierlikör für die Sause.
Würstchenwünsche, abgekürzt:
Wüwü, nahm Schiffskoch Robert entgegen.
Debreciner und auch Wiener,
mit mittelscharfem Senf gewürzt,
ließen wir uns auf Pappteller legen.
Viel Feines gab es zu verzehren,
zum Abschluß Kuchen mit Zimt und Beeren,
Christine und Rüdiger sehr zu Ehren.

Die Furlo-Schlucht
haben wir nicht besucht:
die Straße dorthin ist abgestürzt.

San Vincenzo haben wir noch bewundert,
eine Gründung aus dem elften Jahrhundert
von Piero Damiani, der damals schon ahnte
und die katholische Kirche ermahnte,
es werde nicht gutgeh’n mit ihrem Machtstreben,
sie solle sich lieber bescheidener geben.

Dann verlief da die Via Flaminia,
auch die war zur Machterhaltung da.
Um das römische Großreich zusammenzulöten,
waren Verkehrswege dringend vonnöten.

Fano war einst gänzlich umgeben
von einer Mauer aus römischer Zeit.
Viel davon konnte bis jetzt überleben,
darunter auch der Augustusbogen,
ein Tor, durch das ein und aus wir zogen,
als wär’n wir in ferner Vergangenheit.

 

Donnerstag, 02.03.2017

In Monte Cònero auf dem Berge
steht ein Kloster, jetzt Nobelherberge.
Nur die Kirche ist noch als solche geblieben.
Der Brunnen im Hof: voll Marienkäfer,
soeben erwachte Winterschläfer,
die langsam wieder das Krabbeln üben.

Alles andere ist hier noch geschlossen;
wir haben die prachtvolle Aussicht genossen.
Wald, Wiesen, Berge, Meer und Küste,
der Sandstrand bildet ein kleines Stück Wüste.
Alles, was es gibt auf der Welt,
ist in den Marken zusammengestellt.

Zur Mittagspause geht’s an den Strand,
wir bauen auf unsern Picknickstand.
Unter Pinien und Palmen
läßt Robert seine Küche qualmen.
Eine frische Brise spielt mit dem Sand.

In Loreto steht eine Pilgerstätte
zu Ehren Marias; man sagt, es hätte
eine Engelschar das Haus der Maria
von Nazareth nach Italien geflogen,
sei dort noch drei Mal damit umgezogen,
um es in Sicherheit zu bringen,
und die, die drum stritten, zum Frieden zu zwingen;
überbaut und geborgen steht es nun da.

Dieses Märchen als Erklärung dient,
warum Ziegel, die vor zweitausend Jahren
in der Gegend um Nazareth hergestellt waren,
jetzt in Loreto gestapelt sind.

Italien ward einst in weiten Teilen
von Herrschern aus fremden Ländern regiert.
Um diese Wunde des Landes zu heilen,
sollt‘ es ein Nationalstaat sein,
von eigenen Leuten angeführt.

Konservative und Demokraten
schlugen verschiedene Wege ein.
Die Unruhen kosteten viele Soldaten
das Leben, und zum Gedenken daran
legte man einen Friedhof an
bei Castelfidardo, der erinnern soll
an ein Jahrhundert mit Umbrüchen voll.

 

Freitag, 03.03.2017

Eine Gruppe junger Abenteurer
fand einst in den Bergen ein Loch im Boden.
Um was darunter sei auszuloten,
warfen sie Steine herab und fanden,
daß diese wie im Nichts verschwanden.
Es mußte ein Hohlraum von ungeheurer
Größe hier unter ihnen sein.

Sie hatten die Frasassi-Grotten entdeckt,
Tropfsteinhöhlen, in denen so viel Volumen steckt,
da paßt der Mailänder Dom hinein. 

Stalagmiten und Stalagtiten,
von filigran bis meterhoch,
seit Urzeiten bis jetzt in Entwicklung noch:
Wasser tropft stets auf denselben Fleck.

Die Phantasie beflügeln die Gebilde:
Hexen, Teufel, Tiere, wilde,
sogar feine Scheiben von Speck,
ein Schloß mit Türmen von Stalagmit,
aus weißem, glitzernden Calcit,
auch bräunlich von Eisen und grau von Mangan.
Wir halten uns fest am blanken Geländer
und schauen voll Ehrfurcht die Pracht uns an.

Feucht und vierzehn Grad kühl ist die Luft,
darin liegt ein deutlicher Schwefelduft.
Krebse von kleiner, weißer Gestalt
brauchen des Wassers Schwefelgehalt,
um darin ihr Leben zu verbringen,
ohne jemals nach außen zu dringen.

Das byzantinisch Kirchlein San Vittore alle Chiuse
steht vor schroffer Berge rauher Kulisse.
Es ist schlicht, und in seiner Bescheidenheit
liegt sein Reiz seit tausend Jahren bis heut‘.

Um uns nach all dem wieder zu erden,
suchen wir Monte Carotto auf.
Da gibt es ein Weingut, auf dem werden
Weine zum Kosten ausgeschenkt
und angeboten zum Verkauf.
Nach all dem Probieren und Wein einkaufen
hat Robert uns angesäuselten Haufen
sicher wieder nach Hause gelenkt.

 

Samstag, 04.03.2017

In Montecôsaro gibt’s eine Basilika,
geweiht der Heiligen Maria,
seit tausend Jahren steht sie schon da. 

Zweistöckig, zweischiffig, eine doppelt geteilte
Kirche, in der oben das Volk nur weilte;
für die Mönche war das Parterre reserviert,
die haben da ihr Gebet zelebriert.

Ganz untypisch ist solche Bauweise hier,
französischer Einfluß ursächlich dafür,
wie auch für den Kranz aus kleinen Kapellen,
die den Chorraum von außen im Halbkreis umstellen.

San Claudio hat auch Unter- und Obergeschoß,
die man hier gänzlich trennte und baulich schloß.
Aus Ziegeln, mit zwei Türmen, schön anzuseh’n,
mag’s die älteste Kirche der Marken sein.
Seit dem achten Jahrhundert lädt sie ein
die Menschen, zu ihr zum Beten zu geh’n.

In Santa Maria di Chiaravalle di Fiastra
gab es eine Art Kastenwesen.
Geweihte durften die Messe lesen,
die Laien waren für’s Arbeiten da.

Die im zwölften Jahrhundert gebaute Abtei
ist romanisch, schlicht und schmucklos dabei,
nach Bernhards Vorschriften konstruiert
Hier leben die Mönche streng sortiert,
ob jemand geweiht oder Laie sei.

 

Sonntag, 05.03.2017

Wir fallen früher aus den Betten;
denn heute ist die Rückfahrt dran.
Die Straßen sind, wie wir’s gern immer hätten:
leer, wir haben freie Bahn.

Plötzlich ruft Roberts Kollege an,
der in Garmisch den Bus übernehmen sollte,
sagt, daß er nicht dorthin kommen kann,
weil der Zug, den er dazu nehmen wollte,
heute dummerweise nicht rollte. 

Doch weil die Fahrt so flüssig verlief,
ging trotz dieser Widrigkeiten nichts schief.
Noch innerhalb der erlaubten Zeit
erreichten wir unser Ziel sodann.
Mit ungetrübter Fröhlichkeit
die Gruppe ihren Dank dafür zollte.

© Ingrid Hecker