Rückblick auf die Gemeindefahrt 2015

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„Frühes Christentum im Friaul“

(14.02.-21.02.2015/Faschingsferien)

 Die sechste Gemeindefahrt führte uns in der Faschingswoche 2015 ins Friaul im äußersten Nordosten Italiens. Offenbar war eine Reise zum frühen Christentum im Friaul so verlockend, dass unsere Gruppe 32 Teilnehmer umfasste. Der Hinweg führte uns noch an verschneiten Hängen mit wedelnden Skifahrern vorbei, bis wir am Sonntagabend unser Hotel „Hannover“ in Grado erreichten.

In den nächsten fünf Tagen erkundeten wir bei angenehmen Temperaturen und seidenblauem Himmel das Land zwischen den Karnischen Alpen und der Adria.
Unter Gernot Kachels Führung betrachteten wir großflächige Bodenmosaiken, langobardische Steinmetzkunst und mittelalterliche Fresken. Die biblische Geschichte war in romanischen und gotischen Kirchen immer wieder anders zu entdecken. Doch nicht nur die frühe christliche Kunst, sondern auch die wechselvolle Geschichte lernten wir kennen. Da gab es die Überreste eines römischen Hafens in Aquilea, die venezianische Festungsstadt Palmanova, die habsburgisch geprägte Stadt Udine und  den riesigen Soldatenfriedhof in Redipuglia, der mit 100 000 Toten an die grauenvollen Kämpfe der Isonzoschlachten zwischen Österreich und Italien im 1. Weltkrieg erinnert.
An jedem Tag gab es auch eine Pause, in der wir das Friaul sinnlich erkunden konnten. Wir gingen in verträumten Gassen spazieren, verkosteten den im Friaul erzeugten Wein und probierten den berühmten Schinken von San Daniele.
Was auch erwähnt werden muss: Im Februar gehört Italien den Einwohnern und den wenigen begeisterten Besuchern aus der Passionsgemeinde in München.
Irene Breuninger

Über diesen Text hinaus, der auch im Gemeindegruß steht, können Sie noch weitere Informationen über die Gemeindefahrt anschauen:
Weiter unten finden Sie das Reisetagebuch - in Versform! - von Ingrid Hecker, zu einem Reisebericht von Herrn Dr. Suerbaum gelangen Sie

und zur Bildergalerie mit einigen fotografischen Eindrücken werden Sie hier geführt.

 

Und hier das Reisetagebuch, geschrieben von Ingrid Hecker:

Frühes Christentum im Friaul
14.–21.2.2015

Samstag, 14.2.2015

Wir sind auch dieses Jahr nicht faul
und touren wacker ins Friaul.
Die Bäume sind noch ohne Blätter,
doch strahlt schon helles Frühlingswetter.
Robert lenkt den Reisebus,
das ist, wie stets, für uns ein Muß.

Die Gruppe war noch nie so groß.
Gernot stellt die Neuen vor:
Westfalen, Franken, Hanseaten,
dabei sogar sein Professor.
Wir fahren guter Laune los.

Bereits ganz kurz nach unserm Starten
sind wir in einen Stau geraten.
Manche murren, andre schlafen,
doch ist’s die Landschaft durchaus wert,
daß man gemächlich durch sie fährt.

Schließlich schaffen wir den Paß,
dahinter wird das Wetter naß.
Wir kommen an im ersten Hafen,
in Rovereto. Auf uns warten
Speis’ und Trank, gar Bier vom Faß.
 

Sonntag, 15.2.2015

Den Lago di Loppio hab’n wir passiert,
der in der kalten Jahreszeit Wasser führt,
daß die Bäume darin fast zu viel davon kriegen;
im Sommer wird das Wasser versiegen,
so daß die Pflanzen im Trockenen liegen.

Am Gardasee, hinter den Bergen gelegen,
beginnt auf einmal der milde Süden.
Das konnte schon Goethe tief bewegen.
Oliven und Palmen gedeihen hier,
am Weg nach Verona sind sie eine Zier.
Der Vorfrühling breitet noch aus seinen Frieden.

Der Dom in Verona ist Zeno geweiht,
einem Bischof aus uralter Zeit.
Als Figur aus Marmor modelliert,
lächelt er in der Apsis, egal, was passiert.
Erfrischend, das einmal gesehen zu haben.
In der Krypta liegt er begraben.

Das Portal ist belegt mit bronzenen Bildern,
die Szenen aus der Bibel schildern. 

Nach Soave geht es zur Mittagsrast,
in der „Trattoria Amedeo“ sind wir zu Gast.
Wir genießen Esel, Polenta und Wein,
weiß, mit Apfelaroma, sehr fein.

Nach Osten geht’s weiter durch ebenes Land
mit hohen Bergen am nördlichen Rand
bis Grado; unser Hotel heißt „Hannover“.
Das Zimmer ist warm: raus aus dem Pullover!


Montag, 16.2.2015

Redipuglia anzuschauen,
erzählt von unfaßbarem Grauen.
Im Krieg vor nunmehr hundert Jahren
wurden hier in einer Schlacht
abertausende umgebracht;
teilweise kannten sie kaum die Gefahren.
Für wen sie auch gefochten haben,
gemeinsam sind sie hier begraben.

Zwei benachbarte Kirchen in Triest
wurden einst beide zusammen zu klein.
Man verband sie durch einen Mittelbau fest,
da paßten die Leute alle hinein.
So erhielt die Stadt einen Dom mit fünf Schiffen,
wie genial das ist, haben wir schnell begriffen.

In Sloveniens Untergrund
fließt der Timavo kilometerweit.
Bei Duino, aus einem felsigen Schlund,
wird er sprudelnd und gurgelnd befreit.
Nur kurz ist er dann ein offener Fluß,
weil er bald danach ins Meer münden muß.

Weit hinten im Dunst liegt das Schloß Miramar’,
das Maximilians Wohnsitz gewesen war.
Von außen wirkt es herrschaftlich,
innen sei es spießbürgerlich;
das findet Gernot fürchterlich,
er meint, besuchen lohnt sich nich’.


Dienstag, 17.2.2015

Westlich von Grado, im Hinterland,
gibt’s kleine Städte, wenig bekannt,
mit Kirchen aus vorromanischer Zeit,
es sind mit die ältesten weit und breit.

Während viel mehr als tausend Jahren
hat man sie umgebaut, renoviert,
ganz erneuert, anders verziert,
daß sie nicht mehr so sind wie sie waren.

Die Fresken, die Künstler auf Wände malten,
sind heute nur noch in Teilen erhalten.

Portogruaros Altstadtkern:
wer ihn sieht, hat sofort ihn gern.
Ein schiefer Kirchturm, der stehen bleibt,
ein fischreicher Fluß, der zwei Mühlräder treibt;
im Gasthaus gibt’s – nur für Männer – Tajut,
ein Vormittagsmahl mit Wein und Persut*.

*persut = friulanisch für prosciutto


Mittwoch, 18.2.2015

Grado im Meer, Aquileia an Landen
besitzen alte sakrale Bauten,
wo vorher schon Vorgängerkirchen standen,
die in der Antike das Himmelslicht schauten.
Die Fußböden, belegt mit Mosaiken,
beeindrucken stark, trotz etlicher Lücken.

Die Forscher haben die Funde gedeutet
als christlichen Ursprungs oder auch nicht.
Da waren sie teils von Wünschen geleitet
und ob es diesen jeweils entspricht. 

Im Museum der Archäologie
sind antike Schätze zusammengetragen.
Hier sieht man wie selten oder nie
Gläser aus alten römischen Tagen,
weiß und in vielen bunten Farben,
und wie sie die Menschen verwendet haben.


Donnerstag, 19.2.2015

Palmanova wurde als Bollwerk gebaut,
geplant für zwanzigtausend Personen.
Nur wollte am Anfang niemand drin wohnen.
So warb man bei Gefängnisinsassen,
die etwas verbrochen oder geklaut,
sich in der Neuneck-Stadt niederzulassen.

Passariano birgt die Villa Manin,
die ist angelegt wie der Vatikan.
1797 kam Napoleon hin
und fing mit Österreich kurzen Frieden an.

In San Daniele, nach alten Sitten,
wird Schinken gemacht und hauchdünn geschnitten.
Der Genuß von Brot, Wein und Schinkenscheiben
wird uns in bester Erinnerung bleiben.

In San Antonio Abbate gibt es zu sichten
Fresken, die erzählen biblische Geschichten.

In Spilimbergo der Dom ist Maria geweiht.
Mit seinem Renaissance-Orgelprospekt,
Altären, Gemälden längs und breit,
verdient er unser aller Respekt.


Freitag, 20.2.2015

Die Langobarden, ab dem Jahr 5-6-8,
haben in Italien sich breit gemacht.
Sie hinterließen einen Altar
aus hellgrauem Kalkstein, fast wie geweißelt,
in den sie Figuren hineingemeißelt
mit strengen Gesichtern, sonderbar.

Auf Wunsch wird er elektrisch angestrahlt
in den Farben, in denen er einmal bemalt
und prächtig anzusehen war.

Das Kallixtus-Taufbecken
mit seinen acht Ecken
ist mit Inschrift versehen und mancher Gestalt.

Im Langobardischen Tempelchen fand man vor
ein gotisches Gestühl im Chor,
darüber aus Stuck sechs edle Damen,
hinter deren Bedeutung die Forscher nicht kamen.

In Udine wird uns die Zeit etwas knapp.
Wir haben viel vor und geraten in Hast.
Vorm Castell scheitert die Aussicht am Dunst.

Wir betreten den Erzbischöflichen Palast.
Hier zeigten die Tiepolos hohe Kunst:
von der Decke fallen die Engel herab,
und in etlichen weiteren Sälen
gibt’s noch mehr Gemälde, kaum zu zählen.

Das Oratorio della Purità ist geschlossen.
Das schenkt uns Zeit; wir geh’n unverdrossen
ins Café Contarena im Jugendstil,
davon hat Udine nicht sehr viel.
Hier läßt es sich wunderbar genießen
und den Ausflug würdig beschließen.

Der Chef des Hotels lud uns ein in die Bar,
so rundet sich ab dieser Reise Reigen.
Der Bus ist beladen, die Köpfe sind klar,
von unseren Mägen ganz zu schweigen.
So ist’s bei fast jeder Touristenschar.

© Ingrid Hecker